(Quelle: Heft "Ruppiner Land" , "Historisches Ortslexikon für Brandenburg" )
Historischer Rückblick auf fast 300 Jahre Boltenmühle
Nach dem Dreißigjährigen Krieg belebte der Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. durch den Bau von Schneidemühlen in den großen märkischen Waldungen die Wirtschaft. Auch am Zufluß des Tornowsees war eine solche vorgesehen. Am 19. Januar 1718 wurden Mühlenmeister Hans Joachim Boldte das Land und die Rechte für 10 Reichsthaler Kaufgeld und jährlichem Grundzins überlassen. Die Mühle mußte er auf eigene Kosten errichten.
1720 kam die Erlaubnis zur Anlegung einer Mahlmühle dazu, Zwangsmahlgäste wurden ihr jedoch nicht zugewiesen. Dies waren schlechte Voraussetzungen, denn fast alle Bauern in der Umgebung waren als Zwangsmahlgäste bei anderen Mühlen verpflichtet. Aber 1723 ging die Mahlmühle in Kagar ein, und Boldte erhielt die Mahlgäste zugeteilt.
Trotz dieser Erweiterung erwies sich Boldtes Wirtschaft als unrentabel, 1731 mußte die Mühle versteigert werden. Den Zuschlag erhielt diesmal der Mühlenmeister Joachim Christoph Fleischmann aus Neustadt (Dosse). Aber auch er mußte im Oktober 1735 an den Wehrmeister Johann Klöckner verkaufen. 1782 übernahm dessen Sohn Kristian Friedrich die Mühle. Klöckners wirtschafteten erfolgreicher und machten 1791 beim Verkauf der Boltenmühle erheblichem Gewinn. In kurzen Zeitabständen wechselten nun die Besitzer. Am 9. Oktober 1823 erwarb der Mühlenmeister Wilhelm Christian Ramm die Mühle am Weilickenberg.
Mit der Reformgesetzgebung von Stein und Hardenberg zur Überwindung der französischen Besatzung war nun der Mahlzwang aufgehoben worden. Die idyllische Lage wurde der Boltenmühle nun zum Verhängnis, da der weite Weg Mahlgäste abschreckte.
Eine Entschädigung für diesen Verdienstausfall wurde vom Staat erst 1830 gezahlt, die Ramm sich mit zwei Vorbesitzern teilen mußte. Dabei hatte Ramm die Mühle in einem sehr heruntergekommenen Zustand übernommen. Von Rottstiel aus, dem Erbpachtsitz seiner Frau, leitete er die Arbeiten an der Mühle. Das Boltenmühler Wohnhaus erhielt sein Gesicht. Erst 1830 zog die Familie nach Boltenmühle. Als Wilhelm Ramm 1865 im Alter von 80 Jahren verstarb, übernahm sein Sohn Hermann die Mühle und bewirtschaftete sie 10 Jahre lang.
Hatte sein Vater um die Entschädigung für die Aufhebung des Mahlzwanges gerungen, kämpfte der Sohn nun um das Recht, weiter günstig Holz einzuschlagen. Obwohl Ramm zahlreiche Verfahren anstrengte, erlosch die Holzberechtigung. Wilhelm Ramms Enkel, der letzte seines Geschlechts, ebenfalls mit Namen Hermann, mußte schließlich die Ablösung der Hütungsrechte hinnehmen.
1875 - Sohn Hermann Ramm bewirtschaftete die Mühle bis zu seinem Tode 1875
1932 - Für den Enkel Wilhelms Ramm, Hermann Ramm, bedeutete die Zeit des Weltkrieges und der darauffolgenden Inflation ein schweres Dasein.Aus Binenwalde verlangte man dann, die Senkung der Stauhöhe des Binenbachs, was einer Stilllegung der Mühle gleichgekommen wäre. Die folgende Prozeßwelle brachte dann die Einstellung des Mühlenbetriebes. Ramm lebte dann vom bäuerlichen Betrieb, bis er 1932 verstarb.
Die Mühle kaufte Bäckermeister Alfred Schulze aus Rägelin, der hier ein beliebtes Ziel für Ausflügler und Erholungssuchende eröffnete. Durch Umbauten wie Zimmer Veranden , fanden nun auch Wanderer einen behaglichen Ruheplatz.
1934 - wurde in etwa das 17 ha große Plateau oberhalb der Boltenmühle als archälogischer Fundplatz ausgesprochen.
1945 - Nach dem zweiten Weltkrieg 1945 war der Gaststättenbetrieb bis 1950 eingestellt.
1951 - bewirtschaftete die Familie Römer die Boltenmühle
1959 - zog die Familie Römer nach Westdeutschland
1960 - wurden bei Ausgrabungen unter der Leitung F. Horst jungbronzezeitliche Funde gemacht. Keramikscheiben, Tierknochen und Befestigungen sind Hinweise auf eine Besiedlung der Bronzezeit
Von 1961 bis 1992 führte die Konsumgenossenschaft des Kreises Neuruppin die Boltenmühle.Im Juni 1992 wurde das historische Gebäude durch Brandstiftung vernichtet.
1994 - am 15.9.1994 erwarb Dr. Kaatzsch die Boltenmühle
1995 - im August 1995 begann der Wiederaufbau der abgebrannten Boltenmühle nach historischen Vorbild nebst Umfeld
1996 - Pfingsten wurde die beliebte Ausflugsgaststätte feierlich wiedereröffnet und zieht seid dem jährlich unzählige Besucher in die Ruppiner Schweiz
2009 - das Wellnes Gebäude wurde erbaut als Erweiterung des Erholungsangebotes für die Gäste der Boltenmühle
2011 - wurde ein großzügiger Wintergarten angebaut
(Quelle: Heft "Ruppiner Land" , "Historisches Ortslexikon für Brandenburg" )
Tabellenform
1. Art und Verfassung der Siedlung
4. Erste schriftliche Erwähnung
7. Wirtschafts und Sozialstruktur
Art und Verfassung der Siedlung
Kolonie, Gemeindebezirk
vor 1895 | Gemeindebezirk Steinberge |
1895 | Mühle, fiskalischer Gutsbezirk Neuglienicke |
1929 | Ortsteil von Gühlen Glienicke |
1860 | 166 Morgen ( 4 Morgen Gehöfte, 2 Morgen Gartenland, 127 Morgen Acker, 33 Morgen Wiese) mit Boltenmühle und Kunsterspring |
1900 | 6793 ha |
Etablissement n Tornowsee ( MBI Zühlen 2942, 1879)
1725 | am Weilckenberg |
1764 | Weilickenbergsche oder Bolten Mühle |
Bis 1849 | Land - und Stadtgericht Alt Ruppin |
1849 - 1878 | Kreisgericht Neuruppin |
1879 - 1952 | Amtsgericht Neuruppin |
Amt Alt Ruppin
Wirtschafts und Sozialstruktur
1720 | Aufbau einer Mahl - und Schneidmühle an den Weilckenbergen durch Kaufmann Bolte aus Rathenow. |
1759 | Erbwassermühle mit 47 Morgen 140 Quadratmetern Heuerland |
1800 | Wassermahl - und - Schneidemühle; 2 Feuerstellen. |
1860 | 1 Wohn - , 4 Wirtschaftsgebäude ( Wassergetreide - und - sägemühle). |
Eingekircht in Zühlen
1766 | 14 Einwohner |
1785 | 24 Einwohner |
1800 | 11 Einwohner |
1817 | 19 Einwohner |
1840 | 11 Einwohner |
1858 | 9 Einwohner |
1895 | 105 Einwohner mit Gemeinde Neuglienicke |
1925 | 16 Einwohner |