(Quelle: "Kalender von der Sparkasse OPR" )
Die Hexe von Boltenmühle
Einst, um Mitternacht auf Boltenmühle, erschien einem Müllergesellen ein Geist, der ihm versprach, ihn an einen Ort zu führen, an dem ein Schatz vergraben sei. Aus Angst ging der Geselle zuerst nicht mit und berichtete seinem Meister davon. Dieser sagte ihm, er solle den Geist fragen, ob auch er zum Versteck des Schatzes mitgehen könne. Der Geist erschien wieder in der folgenden Nacht und er hatte nichts dagegen. So gingen Meister und Geselle gemeinsam in aller Heimlichkeit an den beschriebenen Ort, wo das Gold vergraben sein sollte. Ein mächtiger schwarzer Hund war, wie beschrieben, der Wächter des Schatzes, doch er ließ sie gewähren. Die beiden schleppten die vielen Kostbarkeiten nach Hause und teilten alles gerecht untereinander auf. Doch die Müllersfrau haderte lauthals mit ihrem Manne - sie wollte den Schatz nicht mit dem Gesellen teilen. Sie schlich in der Nacht zu ihm, erschlug den Unglücklichen mit einer Axt und verscharrte ihn tief im Walde.
Aber die Müllerin wurde ihres Lebens fortan nicht mehr froh. Sie starb nur kurze Zeit nach dem Mord. Als man ihren Sarg zur Grube trug, erschien sie plötzlich am Fenster der Mühle – sie schrie wie von Geistern besessen und klatschte bei grässlichem Gelächter laut in die Hände. Ihr Mann öffnete sogleich den Sarg und fand statt der Leiche der Müllersfrau einen alten Besen darin. Die Leute wussten sich nicht anders zu helfen und beerdigten den vorgefundenen Besen. Der Geist der bösen Alten trieb fortan weiter sein Unwesen in der Mühle, so das der Müller nicht ein noch aus wusste. Verzweifelt suchte er nach einem Ausweg und Hilfe gegen den gruseligen Spuk. Endlich erklärten sich zwei Männer bereit, ihn zu erlösen. |
Quelle: Heimatkalender der Sparkasse OPR |
Als Lohn für ihre Hilfe verlangten sie den ganzen Schatz des Geistes. Als sich der Müller einverstanden erklärte, stellten sie eine Flasche in eine Ecke der Mühle und begannen mit Ruten eine Hatz durch das Haus. Tatsächlich gelang es den beiden schließlich den Geist in die Flasche hineinzutreiben. Sogleich wurde sie sicher und fest verschlossen und in einem Graben am Wege von der Mühle nach Neuruppin vergraben. In der Mühle spukte es seither nicht mehr und der Müller war nun erlöst. Doch dort, wo der Geist in der Flasche begraben war, gab es merkwürdige Begebenheiten. Die Einheimischen waren hier auf der Hut und sputeten sich, diesen Ort schnelle zu verlassen. Eines Tages waren die Gesellen des Müllers auf der Straße unterwegs und einer von ihnen warnte gerade die Mitreisenden : „ Hier müsst ihr euch vor der alten Hexe in acht nehmen.“ Da stellte er fest, dass er die Heugabel auf dem Wege verloren hatte. Er sprang vom Wagen und machte sich geschwind auf die Suche. Da schwang sich ihn die Alte auf den Rücken und setzte ihn zu. Am darauffolgenden Morgen vermisste man schließlich den Knecht und begab sich auf die Suche. Man fand ihn halbtot, blutig und zerkratzt, noch immer in der Erde wühlend dort, wo die Flasche vergraben lag.