(Quelle: Heft "20 Jahre VEB Puten- und Gänseproduktion Neuglienicke" , VR Dr. Hans Gigas )
Entwicklung der Aufzucht
Die Aufzucht der Putenküken erfolgte in den ersten Jahren in alten Gebäuden in Neuglienicke, die vorher zur Hühnerkükenaufzucht benutzt wurden, und einem H5-Stall, der speziell für Puten eingerichtet war und als Neuerung einen Sonnenbalkon hatte. 1961 waren ganze 960 Stallplätze für die Aufzucht vorhanden, die sich bis 1969 auf ca. 21.000 vermehrt hatten.
Zur Erweiterung der Aufzuchtkapazität wurden in Neuglienicke zunächst 2 Mehrzweckhallen und 4 Offenställe aufgestellt, die bis 1963 bezogen.
Nach weiteren mehr oder weniger primitiven Zwischenlösungen wurde 1969 mit dem Bau des Aufzuchtbereiches VI nach modernen industriemäßigen Gesichtspunkten begonnen, dessen erste Produktionshallen (B VI / MB 3) 1970 belegt werden konnten.
Der gesamte Aufzuchtbereich war Mitte 1971 mit 30 Hallen in 6 Meisterbereichen fertiggestellt. Dazu kam noch die aus den vorherigen Jahren übernommene Bausubstanz, so daß insgesamt auf etwa 180.000-200.000 Stallplätze kamen.
In der Abteilung Aufzucht waren damals 55 Arbeitskräfte tätig. In den Jahren 1981/82 wurden die Produktionszyklogramme so gestaltet, daß alle 7 Meisterbereiche nur noch mit Elterntierküken belegt wurden. Als Nebenprodukt wurde die Erzeugung von jährlich ca. 25.000- 50.000 Stück Jungputen betrieben.
Die Mast von Schlachtgänsen ist ausgelaufen.
Goldenbaumer Mühle
Ein neuer Betriebsteil kam im Jahre 1974 zum alten Stammbetrieb hinzu. Doch lassen wir die Goldenbaumer selbst von sich erzählen:
Wie viele ältere Bürger aus der Gemeinde wissen und wie man es auch in den Unterlagen des Katasteramtes nachweisen kann, gehörte die Goldenbaumer Mühle in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts einem Herrn Dietrich. Das ist insofern ganz interessant, als er der Onkel der bekannten Filmschauspielerin Marlene Dietrich war. Es ist leider nicht in die Filmgeschichte eingegangen, ob sie selbst die Goldenbaumer Mühle besucht hat. Die Ländereien und Gebäude der Goldenbaumer Mühle wurden von den Besitzern als Wochenendsitz genutzt. Wer den Park mit seinen seltenen Bäumen und die herrliche Lage am See noch aus früheren Jahren kennt, weiß welch schönes Plätzchen hier war.
1945 bis 1958 war die Goldenbaumer Mühle Durchgangslager für viele Flüchtlinge und wurde nicht produktiv genutzt. 1958 erhielt dann der Staatliche Forstwirtschaftsbetrieb Neustrelitz die Weisung, die Ländereien und Gebäude für die Geflügelproduktion nutzbar, zu machen. Der StFB Neustrelitz war nämlich der einzige Betrieb im Territorium, der zur Nutzung verpflichtet werden konnte.
1958 bis 1962 erfolgte ausschließlich Entenmast mit einem Produktionsumfang von 110 t jährlich. 1962 wurde auf Anregung des Ministeriums LFN eine Arbeitsgruppe gebildet die unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Lützenberg von der Humboldt-Universität Berlin, und Prof. Dr. Jäger vom Institut für Geflügelwirtschaft Merbitz stand. Der Arbeitsgruppe gehörten noch fünf weitere Mitglieder an. Sie hatte die Aufgabe, die Grundlagen für den Ausbau der Goldenbaumer Mühle zu einem Putenzuchtbetrieb zu schaffen. Das Ziel war, eine Produktion mit einem jährlichen Aufkommen von 360 t bis 1970 aufzubauen. Der Aufbau sollte in Etappen erfolgen und sich nach der Rentabilität der Putenproduktion der damaligen Jahre richten. Neben der sehr stabilen Entenproduktion konnte sich auch die Putenproduktion als zweite Produktionsart gut entwickeln.
1964 wurden Zuchttiere aus England (Beltsville) importiert, die hier züchterisch weiterbearbeitet werden sollten. Anfangs gab es aufgrund mangelnder Erfahrungen grobe Probleme sowohl in der Aufzucht, teilweise durch Fütterung wie durch Haltungsfehler bedingt, als auch in der Reproduktion durch zu geringe Befruchtungs- und Schlupfergebnisse.
Mit der Einführung der künstlichen Besamung im Jahre 1967 und mit der Umstellung auf Rostenhaltung konnte in den folgenden Jahren eine allmähliche Verbesserung der Leistungen erzielt werden.
Mit zunehmender Produktion und Stabilisierung wurde der Umfang des Betriebes durch die Übernahme der Anlage Wichmannsdorf im Jahre 1970 erweitert. Es erfolgte damit eine Trennung der Brut und der Elterntiere vom Standort Goldenbaum.
Während in den Jahren bis 1964 die Transport- und Handwerksleistungen vom StFB Neustrelitz abgesichert waren, wurde 1965 ein eigener Fuhrpark und eine Handwerkerbrigade gegründet.
1962-1973 wurden in Goldenbaumer Mühle jährlich bis zu 4 Lehrlinge ausgebildet. Die Beschäftigtenzahl schwankte zwischen 20 AK im Jahre 1961 und 28 AK 1973.
Mehrfache Auszeichnungen und Würdigungen folgten.
Am 1.1.1974 wurde der Betriebsteil Goldenbaumer Mühle aus dem Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb Neustrelitz ausgegliedert und dem VEB KIM Puten- und Gänseproduktion Neuglienicke zugeteilt.
1975 - Verlagerung der Stammbrutaufzucht und eines Teiles der Zuchtreserve aus dem Stammbetrieb nach Goldenbaum und Wichmannsdorf.
1980 wurde der Betriebsteil Goldenbaum auf Aufzucht und Mast spezialisiert.
Im März 1972 wurde die KIM beauftragt, kurzfristig 2.000 Mastgössel aus der CSSR, die im April auf dem Flugplatz Schönefeld landen würden, unterzubringen. Nun stand die Frage der Unterbringung aller dieser Tiere:
Als Objekt bot sich die ZGE Charlottenau/Rheinsberg an. Nach Absprachen mit den Mitgliedsbetrieben konnte die komplette Anlage genutzt werden, so daß die eingeflogenen Gössel Mitte Mai 1972 eingestallt wurden. Dazu wurde die Anlage Rheinshagen 1973 vom VEG Zermützel übernommen. Der Betrieb wurde mit den vorbereitenden Arbeiten zum Aufbau einer solchen Anlage betraut.
Mit Wirkung vom 1.4. 1976 wurde der Betrieb Wesenberg aus dem VEB Binnenfischerei Prenzlau ausgegliedert und von der KIM zur Gänseproduktion übernommen, so daß Aufzucht- und Mastkapazität wesentlich erweitert werden konnten, ebenfalls wurde die Brut nach mehreren primitiven Zwischenstationen dorthin verlegt.
Durch einen Ministerratsbeschluß von 1972 mußte eine Trennung der Geflügel- von der Fischproduktion vorgenommen werden. Die Geflügelproduktion sollte den bereits bestehenden KIM-Betrieben zugeteilt werden.
So standen ab 1976
5.400 ET-Plätze
51.750 Aufzuchtplätze
22.500 Mastplätze zur Verfügung.
Entwicklung und Probleme der Energiewirtschaft
Aufgrund der großen Entfernungen und aus seuchen-hygienischen Gründen war es nötig, auch dezentrale Heizungsanlagen zu errichten. Dies wurde bei der Umstellung auf feste Brennstoffe berücksichtigt. Es wurden zentrale Heizhäuser je Bereich errichtet mit der Verwirklichung der Maßnahmen zur Ablösung von Importbrennstoffen und dem Einsatz von Rohbraunkohle.
Neben den traditionellen Wärmeerzeugungsanlagen mittels Heizkesseln und Vorofensystem wurde auch eine Großwärmepumpenanlage im Bereich Brut realisiert. Diese Großwärmepumpen erzeugen die notwendige Heizenergie aus Grundwasser.